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Samstag, 31. Dezember 2016

Rurrenabaque - Unterwegs mit Somi und Hildi #1

Hallo zusammen,

wie im letzten Post schon angeküdigt, kamen wir letzte Woche dazu, dass wir uns am Río Yacuma in the middle of nowhere in einer gemütlichen Hängematte wiederfanden. 
Alles fing eines Vormittags in unserem Stammreisebüro in Tiquipaya bei unserer Lieblingsreiseagentin an, deren erste Worte zu mir waren: "Du hast deine Haare geschnitten! Warum?". Bei ihr haben wir bereits unseren Flug nach Santa Cruz gebucht, und da Tiquipaya klein ist und zwei Deutsche in Tiquipaya nicht gerade unauffällig sind, erkannte sie uns sofort wieder und fragte sogar nach wie unser letzter Trip gewesen war. Eine Viertelstunde später war alles unter Dach und Fach und unser Flug am 17. Dezember von La Paz nach Rurrenabaque - oder kurz Rurre - gebucht. Rurrenabaque liegt im Departamento Beni im Tiefland Boliviens auf circa 300m Höhe am Río Beni und ist Ausgangspunkt für einerseits Selva Touren (Dschungel) in den Parque Nacional Madidi und in die Pampas (Feuchtsavanne). 
So ging es am Freitagabend mit dem Nachtbus nach La Paz, wo wir unserem Stammcafé Banais einen kleinen Frühstücksbesuch abstatteten, und uns dann auch schon zum auf 4000m Höhe gelegenen Flughafen in El Alto machten, der recht überschaulich ist. Dort hatten wir noch ein bisschen Zeit zu überbrücken bis dann um kurz nach 12 (geplanter Abflug: 12.10 Uhr) der vom gleichen Gate nach uns weggehende Flieger nach Uyuni zuerst aufgerufen wurde. Doch sie hatten uns noch nicht vergessen, genau um 12.10 Uhr kamen dann auch wir dran und wurden in einen Bus gebracht, um zum Flugzeug zu fahren. Dort ließ sich schon erahnen was danach auf uns zu kommen würde, als bis 17 durchgezählt wurde und der Busfahrer mitteilte "completo". Ein paar Sekunden später tauchte dann ein meiner Meinung nach ziemlich klapprig aussehendes Miniflugzeug auf, in das genau zwei Leute nebeneinander passten, auf jeder Seite einer. Auf das Cockpit und die Piloten hatte man einen super Blick, von Sicherheitsanweisungen auch mal wieder wie schon bei TAM keine Spur und für Toilette oder Stewardessen wäre absolut kein Platz gewesen. Sobald wir gestartet waren hatte der nette Herr hinter uns auch schon eine Beschäftigung für die Flugdauer gefunden, nämlich begann er ganz entspannt mit seinem Kumpel Victor zu telefonieren als wäre sonst nichts weiter. 
Nach 45 Minuten Todesangst (aber auch einer unglaublichen Aussicht auf die beeindruckende Landschaft) fanden wir uns zwischen üppigen Bäumen, Palmen und Büschen am "Flughafen" (d.h. einem Haus was kleiner ist als Sophias und meine Wohnung in Cochabamba, ohne Toilette) von Rurre wieder, wobei man schon beim Landen die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit sofort merkte. Ein Trufi brachte uns direkt ins "Stadtzentrum" (auch das wäre übertrieben, in dem Ort gibts es genau zwei wichtige Straßen und die Plaza ist wohl die verlassenste Stelle in ganz Rurrenabaque) wo wir gleich ein sehr billiges Hostel fanden, wobei der Preis von 4€ pro Nacht pro Person für ein Doppelzimmer wohl einerseits mit dem wenig nützlichen Ventilator und dem nicht immer vorhandenen Wasser zu tun hatte. Letzteres steht aber inzwischen in unserer Einrichtung sowieso auf der Tagesordnung also sind wir schon ganz gut daran gewöhnt. 
Anschließend begaben wir uns etwas verzweifelt auf die Suche nach einem Geldautomaten (von denen es insgesamt nur drei Stück gibt wobei einer nur Karten der zugehörigen Bank nimmt), der EC-Karten akzeptiert. Normalerweise ist es kein Problem hier einen geeigneten Automaten zu finden, weswegen ich auf die Kreditkarte verzichtet hab, doch in Zukunft riskiere ich das lieber nicht noch einmal. Zum Glück hat es beim letzten Versuch funktioniert und die Tour und der Rückflug waren uns sicher. 
Da man von Rurrenabaque aus sowohl Regenwald als auch Pampas besichtigen kann, wir aber nur begrenzt Zeit haben, mussten wir uns für eine Variante entscheiden. Die Wahl fiel uns allerdings - vor allem mit unserer Tierliebhaberin (ganz oben: Katzen und Kühe! Und Lamas, Hunde, Schweine und alles andere was vier Beine hat) Sophia - nicht schwer, da man in den Pampas eher auf Tiere trifft, wobei man im Dschungel mehr Pflanzen zu Gesicht bekommt. Nachdem wir uns bei ein paar Anbietern umgehört hatten buchten wir mit Fluvial Tours eine dreitägige Pampas Tour von Sonntag bis Dienstag.
Fun Fact: Fluvial Tours ist der älteste Touranbieter in Rurrenabaque und wurde von dem Fischer, der vor Jahren einen Israeli rettete, welcher mit einem Amerikaner, einem Österreicher und einem Schweizer ohne zureichende Ausrüstung und Kenntnis der Gegend unterwegs im Regenwald gewesen war. Der Österrreicher und Schweizer sind verschollen seit sich die Gruppe trennte und die beiden zurückkehren wollten, wobei der Amerikaner und der Israeli einzeln von Fischern aus Rurrenabaque gerettet worden waren. Durch die Exkursion der vier und das Buch Back from Tuichi, was der Israeli später über die Reise schrieb, wurden Touristen aus aller Welt neugierig und Rurrenabaque zum beliebten Ausgangspunkt für Selva- und Pampas-Touren. 
Jedenfalls ging es für uns am nächsten Tag um neun Uhr morgens los, und nachdem der Rückflug für Mittwoch Abend gebucht war, konnten wir endlich etwas in der netten Luna Lounge essen und dann im Hostel eine kalte Dusche genießen. (Ja, normalerweise graut es mir vor jeder Dusche hier, doch bei der unglaublich hohen Luftfeuchtigkeit und der Hitze bin sogar ich froh drum)

Am nächsten Morgen ging es also los, um kurz vor neun fanden wir uns beim Büro von Fluvial Tours wieder und warteten darauf zu starten. Mit an Bord waren ein Fahrer, Führer und späterer Bootsfahrer Gari, und ein wirklich süßes (und wenn sowas von mir kommt dann heißt das schon was) spanisches Paar Ende 20, und natürlich Somi und Hildi - also wir. Nach ein paar Stunden Fahrt über Rumpelpiste und einem kaputten Reifen gab es in Santa Rosa Mittagessen, wobei wir nicht die einzige Tourgruppe waren. 
Anschließend ging es dann rein in den Park Pampas de Yacuma, ab wo es dann auf einem Boot weiter den Río Yacuma entlang ging für ungefähr drei Stunden. Dabei konnten wir schon allerlei Tiere sehen, besonders Alligatoren, Kaimane, Capybaras, Affen und unzählige verschiedene Vogelarten. Die süßen Äffchen, die ganz ohne Scheu und ohne Anlockungsversuche auf unser Boot (und unsere Köpfe) gesprungen sind waren dabei das Highlight. Die Hitze und die schwüle Luft allerdings macht hier alles für jemanden, der ein solches Klima überhaupt nicht gewöhnt ist, unglaublich anstrengend, obwohl man sich auf dem Boot kaum bewegt. Im campamento angekommen gab es dann kurz ein refresco und Kekse (ohne recreo kommen Sophia und ich ja schon sowieso nicht mehr klar) bevor es nochmal losging, um den Sonnenuntergang anzuschauen. Dort trafen wir dann viele andere Reisende, wobei Sophia und ich unter den Backpackern immer ein bisschen rausstechen, da die meisten eher Mitte bis Ende 20 und wir immer die Jüngsten sind. 
Nach dem Sonnenuntergang ging es dann erst richtig los, nämlich mit der Kaimanen Jagd. Also genauer gesagt fährt man den Fluss entlang und leuchtet mit einer Taschenlampe auf das Wasser. Da die Kaimane nachts fast alle im Wasser oder am Ufer sind, um Fische zu fangen, blitzen überall orange/gelb/goldene Augen auf, da diese das Licht der Taschenlampe reflektieren. Dazu kamen noch die Glühwürmchen in den Bäumen und der unglaubliche Sternenhimmel, der das ganze perfekt machten.
Nach einer sehr lauten Nacht und einigen Panikattacken gab es am nächsten Morgen um halb acht Frühstück. Zum Essen muss man sagen, dass hier wirklich jeder mehr als genug bekommt und für alle - sogar für mich - etwas leckeres dabei ist. Gestärkt und mit Gummistiefeln ausgestattet ging es dann auf zur Anaconda Suche. Zwar wollten Sophia und ich nicht unbedingt eine finden aber nichtsdestotrotz begaben wir uns auf ins Sumpfland. Eine Anaconda lief uns zwar nicht über den Weg, dafür aber zwei Cobras (die Sophia natürlich auch anfassen musste) und noch ein paar andere Schlangen, von denen eine uns alle mit einem Biss hätte umbringen können. Nach circa drei Stunden kehrten wir zurück wobei uns Führer Gari erklärte, dass wir wirklich Glück hatten ein paar Schlangen gesehen zu haben, da es oft vorkommt, dass Gruppen für Stunden durch den Sumpf stapfen ohne ein einziges Tier zu erblicken. 
Nach dem Mittagessen und einer Siesta, die wir in den gemütlichen Hängematten im campamento verbrachten, stand dann Schwimmen mit den rosa Flussdelfinen auf dem Programm. Als ich Gari fragte, ob es denn nicht gefährlich sei in den (braunen, undurchsichtigen) Fluss zu gehen, der Heimat der Kaimane, Alligatoren, Anacondas und Pirañas ist, lachte er mich nur aus. Ich dachte das wäre eine berechtigte Frage aber anscheinend ist es das nicht. Später erfuhren wir allerdings noch von ihm, dass die Delfine wie eine Art Schutz sind und er sich sicher sein kann, wenn genug in der Nähe sind, dass es zum Baden kein Problem ist. Denn die Delfine merken, wenn sich Gefahr in Form von z.B. Kaimanen oder Pirañas nähert. Außerdem bestand Gari darauf, dass die Alligatoren tagsüber Vegetarier sind...klar. 
Nachdem Gari sich als Erster in die Fluten stürzte tat es ihm Oier, unser Spanier, nach und dann folgten Sophia und ich und am Ende schließlich auch Enara. Das Wasser war wirklich erfrischend und es war etwas einmaliges zu baden wenn ein paar Meter von einem entfernt mal hier, mal da ein rosa Delfin an die Oberfläche taucht. Nach unserem Bad fuhren wir den Fluss noch weiter entlang um ein paar mehr Tiere zu beobachten. Als es langsam dunkel wurde, legten wir wieder an um den Sonnenuntergang anzuschauen und spielten dort mit ein paar anderen Reisenden Volleyball. Auch dort meinte ein Däne zu uns wir sehen so jung aus um im "bolivian jungle" zu sein aber "then again" sollten wir einfach tun "whatever the fuck we want to". 
Abends genossen wir nochmal ein wenig die Hängematten bis dann - für mich zumindest - die schlimmste Begegnung der Reise in unserem Zimmer auf uns wartete. Dort hing nämlich im Moskitonetz auf dem extra Bett, unter welches wir unser Gepäck gelegt hatten, eine riesige, fette Spinne. Zu allen, die mich auch nur ein bisschen kennen, muss ich wohl nicht mehr sagen. An alle anderen: zu sagen, ich hätte sehr sehr sehr sehr sehr sehr sehr große Angst vor Spinnen wäre eine ganz schöne Untertreibung. Also wurde Sophia von mir gezwungen das Monster zu entfernen, was sie glücklicherweise auch tat, doch trotzdem konnte ich das Bild der Spinne nicht aus meinem Kopf bekommen, wodurch es wieder eine ziemlich schlaflose Nacht wurde. 
Zumindest passte es ganz gut, da wir eh um halb sechs zum Sonnenaufgang sehen und Vogelgeräusche hören fahren wollten. Das mit dem Sonnenaufgang wurde zwar nix, da es zu sehr bewölkt war, doch unsere Spanier hatten ihre Freude an dem Vogelgezwitscher. Nach dem Frühstück begann dann unser letzter Programmpunkt: Pirañas-Fischen mit Capybarafleisch. Gari zog dabei einen Fisch nach dem anderen an Land, Sophia und Enara jeweils einen, Oier und ich keinen. Die Pirañas machte uns Koch Lile dann noch zum Mittagessen dazu, allerdings waren sie so klein dass fast kein Fleisch an ihnen dran war. 
Pünktlich zur Abfahrt begann es dann wie aus Eimern zu gießen - heißt ja nicht umsonst Regenwald. Also schmissen wir uns alle in Regenponchos und -jacken und es ging anderthalb Stunden im Gewitter den Río Yacuma zurück nach Santa Rosa entlang. Dort angekommen versuchten wir einigermaßen trocken zu werden, mussten uns von Gari verabschieden und dann gingen etwas mehr als zwei Stunden Fahrt auf Rumpelpiste zurück nach Rurre los. Dort angekommen regnete es immer noch in Strömen, so dass wir uns schnellstmöglich eine Übernachtung suchten und den restlichen Abend mit Essen und in einer Bar verbrachten. Da für diesen Tag alle Flüge gestrichen worden waren und der Wetterbericht auch kein Ende des Unwetters vorhersagte, machte ich mir große Sorgen, dass auch unser Flieger am folgenden Abend nicht starten können würde und wir somit nicht rechtzeitig für Weihnachten und die Ankunft unserer Familien nach Cochabamba zurückkommen könnten. Das Problem war, dass nur ein einziges Flugzeug im Einsatz ist, was sich zu diesem Zeitpunkt auch noch in La Paz befand, und aufgrund der Wetterlage nicht nach Rurrenabaque kommen konnte. 

Am nächsten Morgen herrschte dann glücklicherweise wieder strahlender Sonnenschein und ab Vormittag gingen auch wieder Flüge in einer Tour, um alle, die am Vorabend gestrandet waren, schnellstmöglich nach La Paz bringen zu können. So entschieden wir, den Tag an einem Pool nahe des Miradors zu verbringen, da es in Rurre sonst absolut nichts für uns zu besichtigen gab. Von der Poolanlage aus hatten wir einen tollen Blick auf das Beni Tiefland und waren bis zum Nachmittag ganz alleine und konnten uns in Ruhe sonnen und den Pool genießen. Um halb fünf ging es dann auf zum Flughafenhäuschen wo uns dann allerdings weitere böse Überraschungen erwarteten. Wir hatten kein Bargeld mehr bei uns, da der einzige Automat in Rurre, bei dem wir abheben hätten können, an dem Tag streikte. Dies erwies sich als Problem, da der Flughafen eine Benutzungs- und Boardinggebühr von einmal 7 Bs. und einmal 15 Bs. (extranjero Aufschlag, normalerweise 5 Bs.) erhob, von der uns niemand etwas gesagt hatte und es auch in keinem Reiseführer stand. So mussten wir uns von einer netten Australierin Geld leihen, die 15 Bs. wurden uns dann aber von der Flughafenmitarbeiterin erlassen nachdem wir ihr erklärten, dass wir wirklich keinen einzigen Cent mehr hatten und sonst nicht hätten fliegen dürfen.
So waren wir unglaublich erleichtert, als wir in den Flieger steigen konnten, und noch erleichterter, als wir in El Alto wieder festen Boden unter den Füßen hatten. 
Da wir noch einen weiteren Urlaubstag als Puffer eingeplant hatten, da wir wussten, dass die Flüge von und nach Rurrenabaque regelmäßig gestrichen werden müssen, beschlossen wir nach Tiwanaku (übersetzt heißt das: "Setz dich nieder, kleines Lama." Nein, kein Scherz.) zu fahren. Dieser Ort befindet sich ungefähr 1 1/2 - 2h von La Paz und dort gibt es Ruinen des gleichnamigen Stammes zu besichtigen. Als wir dort ankamen, traf uns aber erst einmal der Schlag. Wir sind es inzwischen ja schon gewöhnt als "extranjeros" 5-10 Bs. draufzuzahlen, doch so ein Aufschlag wie dort ist uns bis jetzt noch nicht über den Weg gelaufen: 100 statt 15 bolivianos. Nachdem wir aber schon einmal dort und extra eine weitere Nacht in La Paz geblieben waren, zahlten wir widerwillig unsere 13€ Eintritt wobei zwei Museen und zwei Fundstellen von Ruinen im Preis inbegriffen waren. Für jedes Museum brauchten wir ungefähr fünf Minuten da diese sehr klein und mit wenig Liebe eingerichtet worden waren. Die beiden Anlagen waren zwar interessant zu sehen aber ob sich dafür die insgesamt fast vier Stunden Fahrt und ein Aufschlag von 85 Bs. gelohnt haben sind wir uns unsicher.
Insgesamt war es eine wirklich tolle, unvergessliche und einmalige Reise für die sich der Aufwand und die ganzen Aufregungen auf jeden Fall gelohnt haben und wir sehr froh sind, es gemacht zu haben. 

Jetzt wünsche ich euch erstmal einen guten Rutsch ins neue Jahr und schöne Grüße aus Cusco, Perú, wo ich Silvester mit meiner Familie verbringen werde bis Sophia und ich nächste Woche wieder vereint sind und ihr auf Unterwegs mit Somi und Hildi #2 gespannt sein könnt.

- Fee

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